Geschichte
Geschichte unserer GWG
Unsere Genossenschaft feierte im Jahr 2010 ihr 100 jähriges Jubiläum.
Die umfangreiche neue Festschrift, die anlässlich dieses Jubiläums von uns in geringer Stückzahl herausgegeben wurde, kann zum Druckkostenpreis im Büro erworben werden.
Aus unserer Festschrift von 1960:
Die Motive der Gründung 1910 waren in unserem Ort so verschiedener Natur, dass wir daraus ein gutes Spiegelbild der damaligen Zeit erkennen. Fest steht, dass die Initiative aus Arbeiterkreisen kam und dass es Arbeiter waren, die hier als erste die Idee des genossenschaftlichen Wohnungsbaues aufgriffen und verbreiteten. Der Wille, aus Not, Unterdrückung und misslichen Wohnverhältnissen herauszukommen, ließ viele zu der Überzeugung kommen, dass dies nur durch den Zusammenschluss in Genossenschaften möglich sei.
Deshalb fanden sich am 15. Februar 1910 im Restaurant “Zur Post” 85 Einwohner von Neuhausen zusammen und gründeten den Gemeinnützigen Bauverein. Der Vorstand, der sich paritätisch aus 3 Bürgerlichen und 3 Arbeitern zusammensetzte, ging sofort mit großem Eifer an seine Aufgaben heran.
Nachdem eine Geschäftsanweisung aufgestellt war, wurde der Verein am 10. Mai 1910 im Genossenschaftsregister des Amtsgerichtes eingetragen und hatte damit sein amtliches Dasein.
Blick zur Brüxer-Str. 21
Das erste Bauland stellte Herr Tierarzt Garten zur Verfügung. In kurzer Zeit waren die Baupläne fertig und noch im selben Jahr konnte das erste Haus (Fr. Ebert-Straße 1) bezogen werden. Schon im nächsten Jahr, 1911 begann der Bau des 9-Familien-Hauses Brüxer-Straße 21 und 1914 noch einmal ein 9-Familien-Haus - Fr. Ebert-Straße 5. 1913 ließ man in die ersten beiden Häuser elektrisches Licht einbauen.
Der erste Weltkrieg setzte nun allen weiteren Bauvorhaben ein Ende. Dadurch, dass einige Wohnungen leer standen, kam die Genossenschaft in arge Schwierigkeiten und die steigende Geldentwertung machte 1918 eine Mieterhöhung um 10 % nötig. Die danach einsetzende Wohnungsnot stellte dem Bauverein neue schwere Aufgaben. Durch Austausch von Gelände mit dem früheren Erbgerichtsbesitzer wurde zunächst der Grundbesitz wesentlich erweitert.
Wiederum plante man den Bau eines 9-Familien-Hauses, jedoch ließ das Landeswohnungsamt den Bau solcher Häuser mit nur einem Treppenaufgang nicht mehr zu. Man beschloss nun, das Bauland auf beiden Seiten des Göhrener-Weges (jetzt Fr.- Ebert-Straße) aufzuteilen und zu bebauen. Infolge Bauarbeitermangel traten Schwierigkeiten in der Ziegelbauweise ein, bis dann die Firma Odrico, Dresden, die Bauten mit Betonsteinen ausführte. Sie erhielt den Auftrag zum Bau von 10 Häusern mit 38 Wohnungen.
Blick zur Friedrich-Ebert-Str.
von Brüxer-Str.
Diese Bauten standen aber unter keinem guten Stern, denn der Vorstand hatte sich während dieser Zeit nur mit Lohnforderungen und Kostensteigerungen zu befassen und die Arbeiten drohten mehrmals ins Stocken zu geraten. Dabei wurde die Geldbeschaffung immer schwieriger, mitunter musste die Gemeinde bürgen, damit die Geldinstitute Darlehen gaben. Die Inflation verhinderte eine Belebung der Bautätigkeit und die Einnahmen reichten oft nicht aus, um die kleinsten Reparaturen auszuführen. 1924 erfolgte die Umrechnung und Aufwertung der eingezahlten Stammanteilbeträge sowie die Aufstellung der Goldbilanz.
Alle bis 1917 eingezahlten Beträge wurden mit 100% spätere nach dem gesetzlichen Index aufgewertet, womit unsere Mitglieder vor einem Inflationsverlust bewahrt blieben. Leider nutzten dies einige Spekulanten aus und kündigten ihre Anteile.
Die Entwicklung in den nun folgenden Jahren ging trotz der schwierigen Geldbeschaffung langsam aber stetig voran. Die hiesigen Baumeister und auch auswärtige Firmen beteiligten sich an den Entwürfen der Bauobjekte und wetteiferten um die Erlangung der Bauaufträge. Es galt haarscharf zu kalkulieren, damit auch für Arbeiter erschwingliche Mieten herauskamen.
Blick zur August-Bebel-Straße
1925 konnte ein 10-Familien-Wohnhaus, 1926 der Kopf und 1928 der Mittelbau eines 26-Familien-Hauses gebaut und 1931 der Schlussbau dieses Komplexes beendet werden. Das war die Bebauung der August-Bebel-Straße. Damit fand die Bautätigkeit in der Weimarer Zeit ihren Abschluss, denn die große Wirtschaftskrise gestattete kein Bauen mehr
Bemerkenswert ist die Episode des Mittelstandsbaues in dieser Zeit. Mit dem Erstarken der Arbeiterschaft und der Zuspitzung der politischen Lage hatten sich viele Bürgerliche von uns abgewandt und gründeten 1930 eine eigene Genossenschaft “Mittelstand”. Der Zweck war, das für uns günstig liegende, zu Spekulationspreisen angebotene Grundstück zu kaufen und dort eine Gegenorganisation zu schaffen. Diese Aktion schlug fehl, denn das Unternehmen war nicht lebensfähig. Bei der Verschmelzung deckte man durch den Verkauf des unbebauten Geländes die finanzielle Überbelastung des Wohnhauses.
Blick zum Bad-Einsiedler-Weg 1-9
von Brüxer-Straße
1933 wurde unsere Genossenschaft dem nazistischen Muster gleichgeschaltet. Man vermochte zwar während der Nazizeit noch 7 Häuser zu bauen, (sogenannte Volkswohnungen Anton-
Günther-Straße und Bad-Einsiedler-Weg) jedoch bemerkt man bei diesen Bauten, die 1936 und 1938 errichtet wurden, dass dem Hitlerstaat an ordentlichen Arbeiterwohnungen wenig lag, sondern dass der Krieg vorbereitet werden musste. Auch musste damals die Genossenschaft für eine ganze Reihe von Siedlungsbauten die Trägerschaft übernehmen, die für uns eine außerordentliche Belastung waren. Während des zweiten Weltkrieges kam dann die Bestimmung heraus, dass alle in kleineren Orten bestehenden Genossenschaften verschmolzen werden mussten und so kam es, dass unserer Genossenschaft die Siedlungsgenossenschaft Frauenbach, die Baugenossenschaft Dittersbach und die Baugenossenschaft Mittelstand einverleibt wurden.
Der Abschluss des Wohnungsneubau war dann 1970 mit der Errichtung eines 12-Familien-Hauses in der Ernst-Thälmann-Straße 12/14.
In den Jahren seit 1990 erfolgte eine Modernisierung aller unserer Häuser und Wohnungen, so dass wir heute unseren Mietern modern ausgestattete Wohnungen anbieten können.